Die Rauferei zwischen den drei Religionsvertretern – für das Bundesfamilienministerium ein Beweis dafür, daß das religiöse Judentum „andere Religionsgemeinschaften vernichten“ wolle. Eine wenig überzeugende Argumentation fanden die allermeisten Medien. Die Zeit kommentierte spöttisch: „Auch ein Bischof kann notfalls durch die Nase atmen.“
Prisma MIZ 1/08

Der „Ferkelbuch“-Streit
Vom Irrtum der Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz von religiöser Identität und Emanzipation

Gunnar Schedel

Seit dem 6. März ist es gewissermaßen „amtlich“: auch Kinder dürfen über Religion lachen, das religionskritische Kinderbuch „Wo bitte geht’s zu Gott?“, fragte das kleine Ferkel kommt nicht auf die Liste der jugendgefährdenden Medien. Beantragt hatte dies das Bundesfamilienministerium – mutmaßlich als „flankierende Maßnahme“ zu Ursula von der Leyens Christianisierungsbestrebungen im Bereich der Jugendarbeit. Doch der Schuß ging nach hinten los, denn selten wurde über Religion im Kinderzimmer, über Religionskritik, ihre Möglichkeiten und Grenzen, so intensiv öffentlich diskutiert wie in den vergangenen Wochen. Dabei traten seltsame „Frontverläufe“ zutage, die deutlich machen, daß Religion nach wie vor imstande ist, Illusionen auszulösen – und das nicht nur bei ihren erklärten Fürsprechern.

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Herbert Achternbusch bei der Eröffnung des Filmfestes in München 2015, Foto: © Harald Bischoff, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
Prisma MIZ 2/22

„Du hast keine Chance, aber nutze sie“
Nachruf auf Herbert Achternbusch

Assunta Tammello

Herbert Achternbusch, ein bayerisches Original und Ausnahme­künstler, hat sein Publikum für immer verlassen, schon im Januar 2022, im Alter von 83 Jahren. Gestorben ist er in München, also in der Stadt, in der er 1938 – als uneheliches Kind einer Sportlehrerin und eines Zahnarztes – geboren wurde. Und man wagte kaum, seinen Augen und Ohren zu trauen, als nach Bekanntwerden seines Todes sich Teile der bayerischen Politprominenz daran schickten, öffentlich großes Bedauern zu äußern ob dieses Verlustes für die bayerische Kultur!

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Aktion gegen die Finanzierung des Katholikentages in Münster aus öffentlichen Mitteln, Foto: David Farago
Schwerpunktthema MIZ 1/22

David gegen Goliath

David Farago

Seit 2014 engagiert sich David Farago als Aktionskünstler gegen die staatliche Finanzierung von Kirchentagen und die mangelnde Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. Für die MIZ hat er nun seine ganz persönlichen Erfahrungen im Kampf gegen die Ungerechtigkeiten des Lebens zu Papier gebracht. Er nimmt uns mit auf eine schmerzliche Reise, geprägt von Leid aber auch von der Hoffnung, die Dinge verändern zu können.

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Porträtfotografie Hans Peter Riegel, Foto: privat
Prisma MIZ 3/21

„Beuys taugt nicht als Galions­figur der deutschen Vergangenheits­bewäl­tigung“
Ein Gespräch mit Hans Peter Riegel über Kunst, Politik und Weltanschauung bei Joseph Beuys

Hans Peter Riegel

Hans Peter Riegel legt zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys den 
vierten Band seiner Biographie vor. Den Künstler Beuys liest Riegel gegen den Strich: als Anthroposophen mit reaktionären, esoterischen und rechtsgerichteten Einstellungen. Die MIZ-Redaktion sprach mit dem Autor und Medienkünstler über die Person hinter der schillernden, gefeierten Künstlerpersönlichkeit Joseph Beuys.

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Schwerpunktthema MIZ 1/20

„… dass das Thema der Kunstfreiheit Teil einer viel größeren Debatte ist“
Gespräch mit Wolfgang Ullrich über die Kunst- und Meinungsfreiheit und Moral

Wolfgang Ullrich und Nicole Thies

Freischaffende Künstler*innen sind Teil des Kulturbetriebes. Sie und ihre Kunstwerke sind demnach Teil von Kulturpolitik. Denn mit Kunst lässt sich Politik machen und Politik hat Kunst für ihre Zwecke schon immer genutzt. Derzeit lässt sich beobachten, dass die Kunstfreiheit der Meinungsfreiheit in öffentlichen Debatten den Rang abläuft. Gerade die politische Rechte hat den Begriff Kunstfreiheit für Ihre Zwecke neu entdeckt. Die MIZ sprach mit dem Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich | ideenfreiheit.de über seine Einschätzung.

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Logo DA-Art-Award
Prisma MIZ 4/19

DA! Art-Award 2020: 
Düsseldorfs säkularer Kunstpreis

Redaktion MIZ

Der DA! Art-Award wird im Zwei-Jahres-Turnus unter einem jeweils wechselnden Thema vom Düsseldorfer Aufklärungsdienst (DA!) ausgelobt. Er will Künstlerinnen und Künstler inspirieren, sich kritisch mit Religion und Irrationalismus auseinanderzusetzen. Der Preis ist mit insgesamt 7000 Euro dotiert. Die nominierten Werke werden der Öffentlichkeit in einer einwöchigen Ausstellung im Düsseldorfer Stadtmuseum präsentiert.

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Porträt Nicole Thies
Editorial MIZ 2/15

In dubio pro libertate

Nicole Thies

Kunst ist frei. Satire darf alles.

Ein Blick in die europäische Kultur
geschichte straft uns Lügen. Schreiben­de wie bildende Künstler_innen, die brisante politische Aussagen formulieren, drohen bis heute Arbeitsverbote, Einschüchterungen, Anklagen, Frei­heitsentzug oder sogar der Tod. Die Entscheidung zur Kritik blieb den einzelnen Kunstschaffenden überlassen. Die Akzeptanz und das Verhandeln der Begriffe ‘Kunst’ und ‘Freiheit’ bleibt jedoch ein Privileg der Menschen und der Gesellschaft. Was ist Kunst? Was ist Freiheit? Hier scheiden sich bekanntlich die Geister.

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Schwerpunktthema MIZ 2/15

Die Welt aus den Angeln heben
Satirische Karikatur und gesellschaftlicher Wandel

Barbara Kemmer

In der europäischen Kulturgeschichte ist die Karikatur eng mit sozialen Umwälzungsprozessen verbunden. Sie ist Träger und Ausdrucksmittel von zeithistorisch gebundener Kritik und politischer Positionierung. Indem die satirische Bildkunst menschliche und gesellschaftliche Widersprüche mittels komisch-ironischer Übertreibung und Verzerrung offenlegt, mahnt sie zur Reflexion und Besinnung. Gerade die sozialkritische Darstellung ist als epochenspezifisches Zeugnis gesellschaftlicher Verhältnisse, Strukturen und Ereignisse von besonderer Bedeutung. Satirische Spottbilder legen es einerseits darauf an, den Betrachter zum Lachen zu bringen. Andererseits vermögen sie es, für das politische Tagesgeschehen zu sensibilisieren. Denn durch die typisch betonte Kontrastierung von gedachtem Ideal und erlebter Wirklichkeit legt die Karikatur den Finger in die Wunden der Zeit: Sie will irritieren, schockieren, verstören – und nachhaltig wirken.

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Schwerpunktthema MIZ 2/15

„… mit den Konsequenzen leben, 
ist eine Art politischer Kampf“
Gespräch mit dem Künstler Jan Bejšovec

Jan Bejšovec

Jan Bejšovec lebt und arbeitet als Textilkünstler in Berlin. Die Debatte um seine Arbeit Totaler Theoretiker im Frühjahr 2014 brachte nicht nur mediale Aufmerksamkeit, sondern thematisierte die Frage nach künstlerischer Freiheit. Für die MIZ sprach Nicole Thies mit dem Künstler, der unter dem Label Konfliktstoff arbeitet, über künstlerische Freiheit, über politische und politisierte Provokation und Glauben.

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Schwerpunktthema MIZ 1/13

„Wir müssen uns daran gewöhnen, dass es Kunst gibt, die uns nicht gefällt“
Ein Gespräch mit Assunta Tammelleo über Blasphemie, die Schere im Kopf und den Kunstpreis „Der Freche Mario“

Redaktion MIZ und Assunta Tammello

Kunst und Religion kollidieren besonders häufig und heftig. Denn Spott und Ironie gehen mit der Vorstellung des Unantastbaren nur schwer zusammen. Auch der § 166 StGB, der sogenannte Gottes­lästerungsparagraph, wurde nur selten gegen lange Abhandlungen, dafür umso öfter gegen Zeichnungen, Erzählungen oder Foto­montagen in Anschlag gebracht. Der Kunstpreis „Der Freche 
Mario“ will genau solche „lästerlichen“ Kunstwerke prämieren. 
MIZ sprach mit Assunta Tammelleo, die den Preis zusammen 
mit Wolf Steinberger gestiftet hat.

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