Prisma MIZ 3/17

Die Misere des Glaubens

Rüdiger Vaas

Religion ist kein himmlisches Mysterium, sondern ein sehr dies­seitiges Phänomen. Wissenschaftler verstehen es immer besser, die irdischen Wurzeln der Religiosität auszugraben – mit teils verblüffenden Resultaten. Neben biologischen und sozialen und gesellschaftlichen Befunden sind es die abgründigen, dunklen Tiefen der menschlichen Psyche, die den philosophisch mehr oder weniger aberwitzigen und irrationalen Hang zu vermeintlich über- oder hinterirdischen Anhaftungen bedingen. So kommen Zusammenhänge zwischen Religiosität, Autoritätsgläubigkeit und Ängsten ans Licht.

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Editorial MIZ 4/17

Paradoxien des Wunderglaubens

Christoph Lammers

Im Dezember 2017 veröffentlichte das Institut für Demoskopie in Allensbach die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zur Verwurzelung des Chris­tentums in Deutschland. In Auftrag ge­geben hatte sie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, in welcher sie auch vom verantwortlichen Leiter der Studie, Thomas Petersen, vorgestellt wurde. Die Ergebnisse waren in weiten Teilen wenig überraschend, bestätigten sie doch die Tatsache, dass sich die Mitgliederzahlen der beiden christlichen Kirchen weiterhin auf rasanter Talfahrt befinden. Heute gehören noch rund 55 Prozent einer der beiden Kirchen in Deutschland an. In den 1950er Jahren waren es noch 90 und nach der Wende noch rund 70 Prozent. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Dass sie auch mit den vermeintlich linksliberalen Predigten zu tun haben, wie der Chefredakteur der Tageszeitung der Welt, Ulf Poschardt, in einem Tweet beklagte, mag sein.2 „Wer soll eigentlich noch freiwillig in eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen Abend bei den #Jusos bzw. der Grünen Jugend verbracht?“, so sein Vorwurf. Dass die Kirchen in ihren Predigten eher über das Klima als über die Jungfrauengeburt fabulieren, ist nicht von der Hand zu weisen.

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