Schwerpunktthema MIZ 3/19

Die anderen Deutschen

Horst Groschopp

Bundesbürger „alt“ sind gewöhnlich wenig interessiert am Alltag der Ostdeutschen und noch weniger an dem in der DDR. Warum auch, schließlich gab es keine Wiedervereinigung, sondern den Beitritt der DDR zum Geltungsgebiet des Grundgesetzes. Wer kommt, muss sich an die Gepflogenheiten halten. Seitdem gilt der ostdeutsche Mensch ganz allgemein als unvollkommener, noch nicht richtig entwickelter westdeutscher. Worin „Lebensleistungen“ der „Ossis“ bestehen könnten, wird durch die allgegenwärtige Diktaturgeschichte und die anhaltende Delegitimation des durch Beitritt untergegangenen Staates vernebelt. Wegen des in übergroßem Maß ausgeprägten Atheismus kommt noch das Urteil „kulturlos“ hinzu.

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Schwerpunktthema MIZ 3/19

Christenverfolgung in der DDR?
Staat und Kirche im SED-Staat

Karsten Krampitz

Die politischen Strukturen in der DDR waren nie dafür gedacht, dass in ihnen eines Tages Menschen zusammenkommen, um mit­einander kritische Fragen zu diskutieren. Diese Aufgabe fiel 
in den 1980er-Jahren den evangelischen Kirchen zu; daran sind 
sie gewachsen, aber auch gescheitert. Die evangelischen Kirchen­gemeinden boten den Friedens-, Umwelt- und Menschenrechts­gruppen einen Raum zur Organisation, zur Diskussion und zur Selbstfindung. Die Kirche selbst fungierte aber nur als Dolmetscher im Konflikt mit dem SED-Staat. Dass ihre Vermittlung am Ende innerhalb der DDR-Strukturen vergeblich war, ist wohl zuerst darauf zurückzuführen, dass man es mit einem Staat zu tun hatte, 
der Probleme, die in der Kirche ausgesprochen wurden, als Prob­leme der Kirche gesehen und behandelt hat.

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Schwerpunktthema MIZ 3/19

„… dass ich erst weiß, wohin ich gehe, wenn ich weiß, woher ich komme“
Eine subjektive Sicht auf die DDR, die Rolle der Kirche 
und Religion in der DDR

Jutta Jahn und Nicole Thies

In dem Jahr des Mauerfalls feierte die DDR ihr 40-jähriges Bestehen. 40 Jahre haben Menschen Alltag erlebt, berufliche Laufbahnen eingeschlagen, Familien gegründet und Kinder erzogen etc. und zwar in einem „System“ oder besser in einer Gesellschaft, die anders organisiert war als in der BRD. Die politische Idee der DDR organisierte nicht nur Bildung, Geschichtsschreibung und Politik anders und in vielen Bereichen doktrinärer, sondern insbesondere den Alltag der Menschen. Bildung und Sprache wurde geprägt von anderen Worten, nicht nur von Neologismen wie „Antifaschistischer Schutzwall“, sondern u.a. bekamen die Worte Humanismus und Solidarität einen anderen Stellenwert und Bedeutung. Für die MIZ sprach Nicole Thies mit der Kunstwissenschaftlerin Jutta Jahn über die Rolle der Kirchen im Alltag und in der Gesellschaft.

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Schwerpunktthema MIZ 3/19

„Wissenschaftlicher Atheismus“
Zur Geschichte eines „wetterwendisch“ behandelten Unterrichtsfaches in der DDR

Viola Schubert-Lehnhardt

„Wissenschaftlicher Atheismus“1 – so hieß in der DDR ein Unterrichtsfach an vielen Universitäten – dessen wechselnde Geschichte hier kurz skizziert werden soll. Dabei geht es nicht um Debatten, ob dieser Begriff korrekt war oder besser Begriffe wie Religionskunde, Religionssoziologie o.ä. hätten verwandt werden müssen, sondern um die teilweise skurril anmutende Verflechtung dieses Faches mit der aktuellen Tages-/Kirchenpolitik der DDR.

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Porträt Nicole Thies
Editorial MIZ 3/19

Einst im Osten

Nicole Thies

Vor 30 Jahren fiel die Mauer. Deutsch-deutsche Geschichte wird zwar zahlreich geschrieben, nur blendet sie zugunsten einer nationalen Einigungsgeschichte und zugunsten einer identitätsstiftenden Erinnerungskultur gern mal ein paar Fakten aus.

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Schwager - nein danke!, Foto: Andreas Morlok / pixelio.de
Prisma MIZ 4/15

Die Diskussion um den Schwangerschaftsabbruch in der DDR
Eine Erinnerung nach 25 Jahren

Viola Schubert-Lehnhardt

In den ersten Jahren der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde sehr heftig um notwendige Veränderungen von Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch (bzw. um die Anpassung der unterschiedlichen Gesetzeslage in alten und neuen Bundesländern) gerungen und gestritten. War dies doch die einzige Gesetzeslage, die nicht mit im Einigungsvertrag geregelt war, sondern auf spätere Zeiten (bis 1993) hinausgeschoben worden war.

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Prisma MIZ 4/13

Kampfgruppe gegen die Kirchen?
Die Erfahrung zeigt: Nie in der Geschichte haben die Kirchen abgegeben.

Redaktion MIZ und Horst Groschopp

Jahrzehntelang gab es in der DDR keine organisierten Freidenker, die SED hatte alle Wünsche, einen entsprechenden Verband zu gründen, abschlägig beschieden. Dann plötzlich, Anfang 1989, wurde die beabsichtigte Gründung eines Verbands der Freidenker der DDR angekündigt. Die Organisation überlebte die DDR nur kurz – nicht zuletzt auch deshalb, weil sie schnell als „Stasi-Gründung“ galt.

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