Buchbesprechung | Veröffentlicht in MIZ 2/20 | Geschrieben von Daniel Kasselmann

Rezension von Daniela Wakonigg: Freddy, das Glücksschwein

Daniela Wakonigg: Freddy, das Glücksschwein. Illustriert von Joachim Sohn. Aschaffenburg 2020, Alibri Verlag. 32 Seiten, gebunden, Euro 16.-, ISBN 978-3-86569-268-9

Die Autorin Daniela Wakonigg legt gemeinsam mit dem Illustrator Joachim Sohn mit Freddy, das Glücksschwein ein Bilderbuch vor, das Kinder (ab 6) behutsam für einen kritischen Blick auf unsere Essens- und Konsumgewohnheiten sensibilisiert.

Der Philosoph Michael Schmidt-Salomon schreibt in seinem Manifest des evolutionären Humanismus über den Abschied vom Speziesismus: „Wir müssen uns viel stärker dessen bewusst werden, dass Tiere keine ‘Dinge’ sind, sondern dass sie (zumindest die höher entwickelten unter ihnen) alle fundamentalen Grundemotionen mit uns teilen, dass sie Freude, Lust, Hass, Schmerz, Liebe, Trauer, Ekel kennen. Nur wenn wir dies nachvollziehen können, werden wir das Mitgefühl aufbringen können, das notwendig ist, um den 
Eigennutz der Tiere in unseren eigenen 
integrieren zu können.“ Doch warum jedoch erst im Unterricht mit der Erziehung zur humanistischen Auf­klärung wider den Speziesismus beginnen, wenn man auch vorher damit anfangen kann, werden sich Autorin und Illustrator gedacht haben. Dafür haben sie gemeinsam das Kinderbuch Freddy, das Glücksschwein herausgebracht.

Die Geschichte: Freddy, das kleine Ferkel, kommt als namenloses Tier mit der Nummer 221070 in der industriellen Tierzucht zur Welt. Seine Schweinemama ist traurig, weil sie von ihren Kindern isoliert in einem Käfig gehalten wird und weiß, dass ihre Babys bald abgeholt werden. So geschieht es. Im Viehtransporter merkt Freddy instinktiv, dass diese Fahrt kein gutes Ende nehmen wird, und es gelingt ihm, aus dem fahrenden LKW zu springen. Freddy kommt auf einen sogenannten Gnadenhof, auf dem Tiere einfach machen dürfen, was sie wollen. Doch eines Tages muss er die schreckliche Wahrheit über das Schicksal seiner Familie erfahren.

Freddy, das Glücksschwein funktio­niert erstens, weil es der Autorin Daniela Wakonigg auf hervorragende Weise gelingt, die Geschichte von Freddy direkt, aus der Perspektive von Freddy und frei von jeglicher Larmoyanz zu erzählen. Zweitens sind die Illustrationen von Joachim Sohn genauso direkt, sie geben Freddy ein humanes und derart liebenswertes Gesicht, dass der Leser ihn gerne als Hausschwein in den eigenen Garten einladen möchte. Text und Bild funktionieren so harmonisch miteinander, dass man auch als erwachsener Leser (der Rezensent ist wohlgemerkt kein Veganer) beginnt, die eigenen Ernährungs- und Konsumgewohnheiten kritisch zu hinterfragen.

Ich habe den Test gemacht und das Buch meinem fünfjährigen Neffen vorgelesen. Seitdem weigert er sich, Fleisch zu essen. Praxistest bestanden. Nicht empfehlenswert für alle Karnivoren, die es ein Leben lang bleiben möchten. Umso empfehlenswerter für alle diejenigen Leser, die ihre eigenen Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen imstande sind und die Kinder ab 6 Jahren im Sinne der humanistischen Aufklärung wider den Speziesismus nach Michael Schmidt-Salomon fördern und bilden möchten. Sehr lesenswert!