Neulich | Veröffentlicht in MIZ 3/14 | Geschrieben von Daniela Wakonigg

Neulich …

... beim Blutbad

In jüngster Zeit bekommt der Begriff „Halsabschneider“ eine ungewohnt bildhafte Bedeutung. Die Videos von entführten westlichen Journalisten und humanitären Helfern in orangefarbenen Overalls, denen vor Wüstenkulisse bei lebendigem Leib die Kehle bis zur vollständigen Enthauptung durchgeschnitten wird, haben die Welt schockiert. Getötet wurden sie von den selbsternannten Glaubenskriegern des Islamischen Staates, die übrigens nicht nur westliche Ausländer hinrichten, sondern im Irak auch Einheimische ohne den rechten Glauben massenhaft enthauptet haben. Gern schiebt man die stolz zur Schau gestellte Bestialität der IS-Krieger im Westen auf die vermeintlich rückständige Kultur der Wüstenvölker, bei denen die Sitten angeblich etwas rauer sind – und übersieht dabei, dass der Henker der Enthauptungsfilme einen britischen Akzent hat.

Ob das Problem also woanders liegt? Vielleicht nicht in der Kultur, sondern in dem, was die menschenverachtenden Glaubenskrieger eint – ihrem Glauben? Wohnt vielleicht gar der Religion an sich ein Hang zum Blutbad inne? Schließlich hatten die christlichen Befreier Jerusalems im Mittelalter genauso viel inbrünstige religiöse Freude daran, die Ungläubigen brutal niederzumetzeln, wie heute die muslimischen Glaubenskrieger des IS. Aber woher kommt er, dieser religiöse Hang zum Blutbad?

Betrachtet man die Gebräuche der
drei großen abrahamitischen Religio­nen, so kann man erstaunlicherweise in der Tat eine Vorliebe für Bäder aller Art konstatieren. Die Geschichte zieht sich nahtlos vom rituellen Tauchbad im Judentum über den muslimischen Waschzwang vor den fünf täglichen Gebeten bis hin zum König aller Badenixen Tebartz-van Elst und seinem kostspieligen Badewannen-Tick. Wobei man den armen Mann in Schutz nehmen muss, denn sein Tick ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit evolutionär bedingt. Schließlich hat das Christentum quasi mit der Vorliebe fürs Baden begonnen. Damals waren Badewannen und Armaturen noch nicht vergoldet, man schätzte eher Naturgewässer und ließ sich von einem gewissen Johannes dem Täufer in den Jordan tunken. Und bei dem fängt die Sache mit der Enthauptung dann ja auch schon an. Auch die Bedeutung der Redewendung „Über den Jordan gehen“ spricht Bände.

Solange es keine wissenschaftliche Studie über der Zusammenhang von unschuldigem Badevergnügen und der Leidenschaft zum religiösen Blutbad gibt, kann hierüber natürlich nur spekuliert werden. Aber ich bin sicher, die Theorie wird sich durchsetzen gegen jene Unbelehrbaren, die da meinen, religiöse Brutalität habe nichts mit Badefetischismus zu tun, sondern ihren Ursprung in den so genannten Heiligen Schriften. Dort sind bekanntlich so schöne Gute-Nacht-Geschichten zu lesen wie die von einer pro-israelischen Gottheit, die massenhaft ägyptische Familien niedermetzelt, nur damit die eigenen Verehrer eine Ausreisegenehmigung bekommen, und die schließlich die gesamte ägyptische Armee im Roten Meer ersäuft. Noch ein lustiger Badespaß!