MIZ 3/15

Wider die fromme Propaganda!

Perspektiven und Grenzen einer säkularen Gegenöffentlichkeit
Editorial

Möglichkeiten und Grenzen säkularer Medienarbeit

Christoph Lammers

Es ist schon paradox: Obwohl der Anteil Konfessionsloser in unserer Gesellschaft stetig zunimmt und damit der Bedarf an Information und der Wunsch nach Partizipation steigen, spiegelt sich diese Entwicklung nur zu einem geringen Teil in der Berichterstattung der Medien wieder. Themen, die von gesellschaftlicher Relevanz sind (so z.B. die aktuelle Diskussion um selbstbestimmtes Leben und Sterben), werden zwar in den sozialen Netzwerken ausführlich diskutiert. In Zeitungen, Radio und Fernsehen werden aufgeklärte Positionen jedoch weitgehend ignoriert. Es fehlt schlicht an Gegenöffentlichkeit. Die Gründe hier
für sind vielschichtig und können an dieser Stelle nur angerissen werden. Zunächst muss es darum gehen zu verstehen, welche Funktion Medien haben und inwieweit sie diese im Hinblick auf die säkularen Positionen erfüllen.

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Schwerpunktthema

Schwerpunktthema

Radio Gaga
Kirchenpropaganda im Deutschlandradio

Christoph Lammers

Seit geraumer Zeit stehen die Medien in Deutschland unter Beschuss. Repräsentative Studien aus 2014 und 2015 zeigen,1 dass das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die Berichterstattung stark zurückgegangen ist. Als einer der maßgeblichen Gründe für diese Vertrauenskrise wird die einseitige Berichterstattung angesehen. Welche Rolle dies für die säkulare Szene spielt, lässt
sich am Einfluss der Kirchen und Religionsgemeinschaften auf
das Deutschlandradio exemplifizieren. Durch deren Einwirkmöglichkeiten, durch die Wahl der Interviewten und mit der Besetzung der Redaktion werden kirchennahe Positionen gezielt platziert.

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Schwerpunktthema

Säkulare Medienarbeit – 
säkulare PR oder Aufklärung?
Eine Nabelschau

Daniela Wakonigg

Der Einfluss von Kirchen und Religionsgemeinschaften auf die Medien ist ein bekanntes Phänomen. Gesichert wird er nicht nur durch gesetzlich verbriefte Sendezeiten für Religions­gemein­schaften, sondern vor allem durch die personelle Besetzung der Redaktionen von Zeitungen und öffentlich-rechtlichen Sendern. Häufig finden sich dort kirchenfreundliche Redakteure – oder doch wenigstens solche, die den Konflikt mit den Kirchen scheuen und deshalb kritische Berichterstattung über kirchliche oder religiöse Themen vermeiden.

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Staat und Kirche

Staat und Kirche

Die Kirchen vertreten ihre Interessen sehr erfolgreich
Warum das so ist, erklären die Ergebnisse der Lobby-Studie

Gunnar Schedel

Wer beschäftigt in Deutschland die meisten hauptberuflichen Lobbyisten? Es ist nicht eine der großen Industriebranchen, es sind die Kirchen. Sie bezahlen in Bund und Ländern über 100 hochqualifizierte Angestellte, damit ihre Anliegen in Parlamenten und Bürokratie Gehör finden. Und dies war nicht das einzige beeindruckende Erkenntnis, die Carsten Frerk auf einer Presse­konferenz in Berlin vortrug.

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Staat und Kirche

Kirchenlobbyismus außerhalb 
des Rechtsstaats
Ein juristischer Kommentar zur Kirchenrepublik Deutschland

Jacqueline Neumann

Lobbying ist legitim und legal in der Bundesrepublik Deutschland. Es gelten die gleichen Regeln für alle. Jedoch dokumentiert die neue Studie Kirchenrepublik Deutschland von Carsten Frerk: Die Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche sind die Dunkelmänner unter den Lobbyisten. Sie sorgen für die Beeinflussung von Geset­zen außerhalb demokratischer Verfahren. Sie haben staatliche Ver
gabestellen personell besetzt, um in exklusiven Verfahren Steuer­mittel in Milliardenhöhe an die Organisationen und Unternehmen im Großraum der Kirchen zu leiten. Das heißt: Kirchenlobbyisten sind zukünftig – auch mit den Instrumenten unseres Rechtsstaates – von der Hintertür zur Vordertür unserer Ministerien und Parlamente zu führen.

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Staat und Kirche

„Eine schlimme Niederlage für das Selbstbestimmungsrecht“
Ein Gespräch mit Dieter Birnbacher über Suizidhilfe

Redaktion MIZ und Dieter Birnbacher

Am 6. November hat der Bundestag ein Gesetz gegen die „geschäfts­mäßige Förderung der Selbsttötung“ verabschiedet. Damit ist es in Zukunft verboten, Menschen, die aus dem Leben gehen möchten, die Gelegenheit dazu zu verschaffen oder zu vermitteln. Unter „ge­schäftsmäßig“ wird nicht verstanden, dass ökonomische Interessen vorherrschend sind. Auch die auf Wiederholung angelegte Tätigkeit von Organisationen wie Dignitas wird damit erfasst. MIZ sprach über das Gesetz und zu erwartende Folgen mit dem Philosophen Dieter Birnbacher.

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Prisma

Prisma

Evolution vor Gericht – eine unendliche Geschichte in den USA?

Thomas Waschke

In diesem Jahr jähren sich zwei Prozesse, die nicht nur in den USA enormes Aufsehen erregten: Der schon vor seiner Eröffnung als „Jahrhundert-Prozess“ bezeichnete „Affenprozess“ in Dayton (formal „Tennessee v. John Thomas Scopes, No. 5232“) 1925 und ein Prozess, der 2005 in Dover stattfand und oft als „Scopes II“
bezeichnet wurde (formal „Kitzmiller v. Dover Area School District et al.“). Diese beiden öffentlichkeitswirksamen Prozesse bilden sozusagen eine Klammer um viele ähnliche juristische Auseinandersetzungen.

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Prisma

Reform des Islamischen Rechts?
Bericht über eine internationale Tagung in Tübingen

Assia Maria Harwazinski

Die Reform des Islamischen Rechts ist ein kontroverses Thema. In islamisch geprägten Staaten zielen Bemühungen darauf ab, das Islamische Recht an moderne Nationalstaaten anzupassen, während sich die Debatten im Westen mehrheitlich auf die (behauptete) Verträglichkeit des Islamischen Rechts mit europäischen Verfas­sungen und den Menschenrechten konzentrieren. Im Oktober fand zu dem Thema am Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Tübingen eine Internationale Tagung statt.

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Prisma

Kleines Fälscher-Quiz

Redaktion MIZ

Das Verhältnis der Kirche zur Wahrheit war im Laufe der Geschichte immer ein ganz besonderes. Insbesondere in der Spätantike und im Mittelalter wurden Schriften und Urkunden auf Teufel komm raus gefälscht. Selbst ein Klassiker der Weltliteratur wie die Confessiones von Augustinus steht dank wissenschaftlicher Forschung unter Fälschungsverdacht. Mit unseren nachfolgenden Fragen können Sie nun Ihr Wissen über kirchliche Fälschungen überprüfen. Die Lösungen finden Sie hier (pdf-Datei, 284 KB).

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Prisma

Religion auf Briefmarken

Redaktion MIZ

Briefmarken werden millionenfach gesehen; was sie abbilden (und was nicht), sagt viel über den Staat aus, dessen Post sie ausgibt. Und so kann es kaum verwundern, dass die Deutsche Post in den letzten Jahren ziemlich viele religiöse Motive herausgebracht hat, denen eine Ludwig Feuerbach-Briefmarke anlässlich dessen 200. Geburtstags im Jahr 2004 gegenübersteht.

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