Nach dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo im Januar 2015 war die Solidarität weltweit groß, Foto: Jwh at Wikipedia Luxembourg via wikimedia commons CC BY-SA 3.0 LU
Schwerpunktthema

Das Recht, Gott lächerlich zu machen

Richard Malka

Da die Mörder tot waren, musste die juristische Aufarbeitung des Attentats auf die Redaktion von Charlie Hebdo im Verfahren gegen das Unterstützerumfeld, gegen diejenigen, die bei den Vorberei­tungen geholfen hatten, erfolgen. Richard Malka vertrat das Satire­magazin in diesem Prozess, der im September 2020 begann und dreieinhalb Monate dauerte. Sein Plädoyer, in dem er die politi­schen Dimensionen des Gerichtsverfahrens, aber auch der Tat und der Debatte um Meinungsfreiheit, die nach dem Anschlag in Frankreich stattfand, herausarbeitete, erschien später als Buch. 
Wir geben hier einen Auszug aus der Einleitung der deutschspra­chigen Ausgabe, die von Lou Marin übersetzt wurde und im Alibri Verlag erschienen ist, wieder. Die Zwischenüberschriften wurden von der MIZ-Redaktion hinzugefügt.

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Ein Gespräch mit dem Wissenschaftsjournalisten und Schriftsteller Markus Schulte von Drach über die Lage 
der Meinungsfreiheit im Journalismus
Schwerpunktthema

Werte werden manchmal höher gewichtet als Tatsachen
Ein Gespräch mit dem Wissenschaftsjournalisten und Schriftsteller Markus Schulte von Drach über die Lage 
der Meinungsfreiheit im Journalismus

Redaktion MIZ und Markus C. Schulte von Drach

Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Güter, die eine freie Gesell­schaft auszeichnen. Doch, wie ist es aktuell um sie bestellt? Es herrscht bei uns der Eindruck vor, dass sich in den letzten Jahren etwas grundsätzlich verändert hat, dass wir einen tiefgreifenden Strukturwandel der Öffentlichkeit erleben. Einen Strukturwandel, der auch die Meinungsfreiheit und -vielfalt beeinflusst. Doch stimmt das überhaupt? Um das einmal näher zu beleuchten, sprach die MIZ mit Markus Schulte von Drach. Er ist seit Jahren in der Online-Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ) tätig und kann eine Einschätzung zur aktuellen Entwicklung geben.

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Grafik Free Charlie!
Schwerpunktthema

Free Charlie!
Eine Kampagne fordert die Abschaffung des Gotteslästerungsparagrafen 166 StGB

Redaktion MIZ

Nachdem 2017 der § 103 des Strafgesetzbuches (Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten) gestrichen wurde, soll es nun einem weiteren Zensurparagraphen an den Kragen gehen: dem § 166 StGB, der die „Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen“ bestraft und kurz „Gotteslästerungsparagraf“ genannt wird. Das hat sich die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) vorgenommen und verfolgt ihr Ziel mit der Kampagne Free Charlie!

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Garry Sol Davis vor dem Café de Montparnasse (Foto aus Heimatland Erde, © Angelika Lenz Verlag)
Schwerpunktthema

Menschenrechte für alle – im Heimatland Erde
Garry Sol Davis und die Weltbürgerbewegung von 1948

Stephan Mögle-Stadel

Eigentlich war Garry Sol Davis ein Anarchist mit globalem Verantwortungsbewusstsein. Als Pilot einer „fliegenden Festung“ (B-17 Bomber) im Zweiten Weltkrieg wurde er über Peenemünde von der deutschen Flak abgeschossen und schaffte es noch über die Ostsee nach Schweden. Kampfflieger wurde er nur, weil die Wehrmacht seinen älteren Bruder tötete. „Er war mein großes Vorbild, ich handelte im Affekt, als ich mich zur Luftwaffe meldete. Aber je mehr Bomben ich auf Deutschland abwarf, desto schlechter fühlte ich mich. Und in mir entstand die Frage: wie lassen sich Nationalismus und Kriege verhindern?“

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Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (Foto: © falco / Pixabay)
Schwerpunktthema

Das Ende der Menschenrechte oder das Ende des Relativismus?

Dirk Winkler

75 Jahre ist es her, dass die Allgemeine Erklärung der Menschen­rechte verfasst wurde. Am 10.12.2023 wird es aus diesem Anlass viele Festakte und ergreifende Reden geben. Ehrliche und verlogene Reden. Reden, die die Menschenrechte kompromisslos verteidigen und Reden, die die Idee der Menschenrechte, mittels Relativismus, offen oder verdeckt, versuchen auszuhöhlen.

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„Jeder Mensch hat Rechte“ (Foto: © Markus Spiske / Unsplash)
Schwerpunktthema

„Respekt vor den identitätsstiftenden Überzeugungen der Menschen“
Ein Gespräch mit Heiner Bielefeldt über das Menschenrecht Religions- und Weltanschauungsfreiheit

Heiner Bielefeldt

Eingeschränkte Formen von Religionsfreiheit finden sich in Europa bereits, bevor bürgerliche Menschenrechtsvorstellungen in der Aufklärung an Bedeutung gewinnen. Sie sind auf die Folgen der Reformation zurückzuführen und häufig nur Ausdruck der Erkenntnis, dass die Glaubensspaltung (zumindest vorerst) nicht mit Gewalt rückgängig gemacht werden kann. Vereinzelt wurden auch kleinere Bekenntnisse toleriert, bis 1789 in der französischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte festgeschrieben wurde, dass „niemand … wegen seiner Meinungen, selbst religiöser Art, beunruhigt werden“ solle, „solange ihre Äußerung nicht die durch das Gesetz festgelegte öffentliche Ordnung stört“. Mit Heiner Bielefeldt sprach MIZ über die heutige Situation des Menschenrechts Religions- und Weltanschauungsfreiheit.

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Die antiken Religionen der Griechen und Römer sind als Religionen verschwunden und zum Teil in Bildung transformiert. (Foto: © Greg Montani / Pixabay)
Schwerpunktthema

„Nur Religionen haben andere Religionen zum Verschwinden gebracht“
Ein Gespräch mit dem Religionswissenschaftler Hartmut Zinser über den Untergang von Religionen

Hartmut Zinser und Redaktion MIZ

Die einfache Fortschrittsidee, dass mit der zunehmenden Verbreitung moderner Gesellschaftsstrukturen die Religion allmählich abstirbt, würde heute wohl niemand mehr vertreten. Trotzdem sind in einigen industrialisierten Staaten die Religionsgemeinschaften in einer tiefen Krise, sprechen Kirchenvertreter mehr oder weniger deutlich vom absehbaren Zusammenbruch der bisher bestehenden kirchlichen Strukturen. In anderen Regionen der Welt geraten Minderheitenreligionen, ob Christen im Vorderen Orient oder Muslime in Myanmar, zunehmend unter Druck. MIZ hat mit dem Religionswissenschaftler Hartmut Zinser darüber gesprochen, was es heißt, wenn eine Religion untergeht.

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Wissenschaftsskepsis bewegt Menschen unter anderem zu glauben, dass die Erde flach ist. (Foto: © Kajetan Sumila / unsplash.com)
Schwerpunktthema

Wissenschaftsskepsis und ihre Ursachen
Wie wir Vertrauen in Forschung stärken und Fehlinformationen entgegenwirken können

Dittmar Graf

Wir leben in unsicheren Zeiten. Wer würde das bestreiten wollen. 
Logisches, kohärentes Denken ist anscheinend aus der Mode gekommen und seine Sinnhaftigkeit wird von vielen Seiten angezweifelt. Dies zeigen die Erhebungen zur Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber Wissenschaft und Forschung immer wieder. Welche Folgen diese Zweifel haben können und welche 
Rolle der Bildung bei der Bekämpfung der Zweifel zukommt, 
soll in diesem Beitrag näher betrachtet werden.

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Natalie Grams (Foto: © Marc Fippel)
Schwerpunktthema

Mehr Raum und Zeit für das Zwischenmenschliche
Ein Gespräch mit Natalie Grams über Wissenschaftsskepsis in der Medizin

Natalie Grams und Redaktion MIZ

Im Bereich der Medizin gibt es seit jeher Angebote, die mit Metho­den arbeiten, die außerhalb des wissenschaftlichen Konsenses liegen, und gleichzeitig von ihren Befürworter:innen als der „Schulmedizin“ überlegen dargestellt werden. Trotzdem war es überraschend, wie viele Menschen sich, auch in kleineren Städten, mobilisieren ließen, um gegen Corona-Schutzmaßnahmen und Impfpflicht zu demonstrieren. Eine Motivation war unüberhörbar eine distanzierte Haltung zur evidenzbasierten Medizin. MIZ sprach mit der Ärztin Natalie Grams über Ursachen und Folgen dieser verbreiteten Einstellung.

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March for Science, Washington 2017. (Foto: © Vlad Tchompalov / unsplash.com)
Schwerpunktthema

Warum die sog. „Critical Studies“ unter Pseudowissenschaftsverdacht stehen

Martin Mahner

An den Universitäten finden sich in den Geistes- und Sozialwissen­schaften seit längerem verschiedene Theorien, Ansätze, Subdiszipli­nen oder ganze Fächer, die im Englischen als „Critical Studies‟ zusammengefasst werden (im Folgenden als CS abgekürzt). Dazu gehören u.a. die Critical Race Theory, Post-Colonial Studies, Gender Studies, Queer Studies, Fat Studies und Disability Studies. Durch ihr Vorhandensein und ihre Stellung in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten entsteht automatisch ein Wissenschaftsanspruch.

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Der Vorsitzende des GWUP-Wissenschaftsrates, Nikil Mukerji, auf der SkepKon. (Foto: © André Sebastiani)
Schwerpunktthema

Critical Studies oder Kritikfreudigkeit?
Die skeptische Bewegung definiert gerade neu, was unter die Lupe genommen werden soll – und was besser nicht

Gunnar Schedel

Es gehört zum „Markenkern“ der Gesellschaft zur wissenschaft­lichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), dass sie Verfahren kritisiert, die sich „Wissenschaft“ nennen, diesen Anspruch aber nicht erfüllen. Seit der letzten Mitglieder­versammlung Mitte Mai ist unklar, ob das auch weiterhin so sein wird. Denn ein Teil der Mitgliedschaft will das skeptische Denken an die Leine legen, und bei den Vorstandswahlen hat sich diese Fraktion weitgehend durchgesetzt.

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Philipp Möller
Schwerpunktthema

„Flexibel und wachsam bleiben“
Ein Gespräch mit Philipp Möller über ein Jahr Zentralrat

Philipp Möller und Redaktion MIZ

Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der Zentralrat der Konfessions­­freien gegründet, vor gut einem halben Jahr hat er seine Arbeit auf­genommen. Aus diesem Anlass hat die MIZ mit dem Vorsitzenden (und zugleich hauptamtlich Angestellten) Philipp Möller über den Übergang vom Koordinierungs- zum Zentralrat sowie über Perspektiven und Grenzen säkularer Lobbyarbeit gesprochen.

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Der Vorstand des Zentralrats der Konfessionsfreien
Schwerpunktthema

Zentralrat für säkulare Anliegen
Welche Erwartungen und Befürchtungen haben die Verbände?

Gunnar Schedel

Die einen halten ihn für eine unverzichtbare Voraussetzung, den Anliegen der säkularen Szene in der Politik mehr Gehör zu verschaffen, die anderen haben sich entschieden, Zeit, Geld und Energie anderweitig zu investieren: Als im Herbst 2021 der Zentralrat der Konfessionsfreien gegründet wurde, verzichteten mehrere Verbände, die sich als Interessensvertretung von Kon­fessionslosen1 verstehen, auf eine Beteiligung. So stellt sich die Frage, warum es so gekommen ist und welche Erwartungen und Befürchtungen mit dem Zentralrat verknüpft sind.

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Schwerpunktthema

Das Weimarer Kartell

Horst Groschopp

Die Gründung des Weimarer Kartells setzte 1907 ein, vor allem auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur. Die Protagonisten folgten den Beispielen industrieller Wirtschaftszusammenschlüsse auf dem Wege zu Monopolbildungen, die in Deutschland und Europa seit 1870 stattfanden. Deren Kernverabredungen waren Absprachen über gemeinsames Markt­verhalten.

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Schwerpunktthema

Zum Zusammenhang zwischen Salman Rushdie und der Revolution der Frauen im Iran

Maryam Namazie

Salman Rushdies Agent hat bestätigt, dass der mutige Schriftsteller nach dem brutalen Angriff während einer Veranstaltung auf der er zum Thema Asyl für Schriftsteller sprechen sollte, auf einem Auge erblindet ist und eine Hand nicht mehr benutzen kann. Das Attentat im Bundesstaat New York am 12. August 2022 war eine deutliche Erinnerung daran, dass der Schriftsteller auch Jahrzehnte nach der Fatwa von Ajatollah Khomeini gegen Rushdie und seine Satanischen Verse noch immer nicht sicher ist, wenn er schreibt und spricht.

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Southall Black Sisters
Schwerpunktthema

Solidaritätserklärung für Salman Rushdie
Southall Black Sisters

Redaktion MIZ

Die Southall Black Sisters (SBS) verurteilen auf das Schärfste den gewalttätigen Angriff auf Salman Rushdie, der Verletzungen erlitten hat, die sein Leben verändern werden. Noch sind die Motive des Angreifers unklar, aber Berichten sprechen von einer großen Wut, mit der Rushdie attackiert worden sei, und es sieht danach aus, als sei diese in religiösem Eifer begründet.

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Beweisfoto s. Informationen
Schwerpunktthema

Terror auf dem Dach der Welt

Colin Goldner

Nichts kann China im Vorfelde der Olympischen Spiele weniger gebrauchen als negative Presse. Grund genug für den Dalai Lama, nach Kräften für ebensolche zu sorgen. Mit ausdrücklicher Billigung „Seiner Heiligkeit“ wurde Anfang 2008 ein militanter exiltibetischer Kampfverband begründet, mit dem Ziel, „direkte Aktionen“ gegen China durchzuführen. Man werde den „historischen Moment der Olympischen Spiele dazu nutzen“, so der als Tibetan People’s Uprising Movement (TPUM) ausgerufe Verband, „Chinas Kontrolle über Tibet zu erschüttern“. Dass es dabei auch und in erster Linie um gewaltsame Aktionen gehen sollte, stand von vorneherein fest.

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Dieter Birnbacher (DGHS), Ludwig Minelli (dignitas) und Michael Schmidt-Salomon (gbs) nach Verkündung des bahnbrechenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts zu § 217 StGB im Februar 2020, Foto: Michael Reich
Schwerpunktthema

Ein neues Suizidhilfe-Gesetz wird 
im Bundestag diskutiert
Welche Positionen vertreten die säkularen Verbände?

Gunnar Schedel

Im Februar 2020 befand das Bundesverfassungsgericht, dass die bestehende Fassung des § 217 StGB, der nahezu jede Unterstützung von Suizidwilligen unter Strafe stellte, gegen das Grundgesetz verstoße. In der Debatte um eine gesetzliche Neuregelung der Suzidhilfe zeigte sich schnell, dass die Konservativen in allen Fraktionen nicht bereit waren, sich einfach damit abzufinden, was Karlsruhe klargestellt hatte: Das Selbstbestimmungsrecht des Menschen gilt auch am Lebensende. Dahinter steht auch eine tiefe Kluft, was das jeweilige Menschenbild angeht.

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Das Universalwerkzeug der Medizinethik: Nicht-Schädigung, Fürsorge, Respektierung der Selbstbestimmung und der Gerechtigkeit, Fotos: LMoonlight / Pixabay
Schwerpunktthema

Selbstbestimmung – vier Missverständnisse

Dieter Birnbacher

1979 haben Tom Beauchamp und James Childress zum ersten Mal für die Medizin ihren Kanon der Vier Prinzipien der Nicht-Schädigung, der Fürsorge, der Respektierung von Selbstbestimmung und der Gerechtigkeit formuliert. Seitdem ist dieses Schema international zu so etwas wie dem Universalwerkzeug der Medizinethik geworden. Eine der eher problematischen Konsequenzen dieses Erfolgs war, dass das dritte Prinzip, im Englischen autonomy genannt, im Deutschen immer wieder unter dem Namen „Autonomie“ geführt wird. Dabei blieb häufig unbeachtet, dass „Autonomie“ im Deutschen durch eine Vielzahl von Bedeutungen belegt ist, die mit der Respektierung des Patientenwillens, um die es bei autonomy geht, allenfalls indirekt zu tun haben.

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Kunstinstallation der Aktionsgruppe 11. Gebot in Leipzig, Foto: David Farago
Schwerpunktthema

Aufarbeitung innerkirchlichen Missbrauchs

Jörg Scheinfeld

Die Katholische Kirche ist weltweit erschüttert worden vom sexuel­len Missbrauch, den Kleriker und andere Kirchenleute an ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen begangen haben. Während in manchen Ländern wie Spanien und Frankreich unabhängige Un
tersuchungskommissionen die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs unternehmen, will die Kirche dies hierzulande in Eigen­regie leisten. Dazu beauftragt sie insbesondere externe Gutachter mit juristischem Sachverstand. Zwei prominente Beispiele bieten die Gutachten der Kanzleien Gercke/Wollschläger zum Miss­brauchs­geschehen im Erzbistum Köln und Westphal/Spilker/ Wastl zu dem Geschehen im Erzbistum München und Freising. Sie sind zugleich Belege für unterschiedlichen Erfolg solcher Untersuchungen.

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Aktion gegen die Finanzierung des Katholikentages in Münster aus öffentlichen Mitteln, Foto: David Farago
Schwerpunktthema

David gegen Goliath

David Farago

Seit 2014 engagiert sich David Farago als Aktionskünstler gegen die staatliche Finanzierung von Kirchentagen und die mangelnde Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche. Für die MIZ hat er nun seine ganz persönlichen Erfahrungen im Kampf gegen die Ungerechtigkeiten des Lebens zu Papier gebracht. Er nimmt uns mit auf eine schmerzliche Reise, geprägt von Leid aber auch von der Hoffnung, die Dinge verändern zu können.

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Wird Künstliche Intelligenz irgendwann fühlen und denken?, Foto: pixabay.com
Schwerpunktthema

Transhumanismus

Bernd Vowinkel

Mit seinen geistigen Fähigkeiten steht der Mensch auf unserem Planeten an der Spitze der evolutionären Entwicklung. Es gibt aber keinen Grund für die Annahme, dass es darüber hinaus keine Steigerungen geben könnte. Neben den Fortschritten unserer Technik, die uns immer wieder neue Möglichkeiten und Fähigkeiten eröffnet, werden wir in Zukunft auch unsere Körper selbst weiterentwickeln und verbessern können. Erste Ansätze dazu gibt es schon jetzt. Die Verbesserung des menschlichen Körpers über seine normalen Fähigkeiten hinaus wird unter dem Begriff Transhumanismus zusammengefasst.

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Der Mensch als Ebenbild Gottes – eine Vorstellung, die lange das Selbstbildnis des Menschen prägte, Foto: pixabay.com
Schwerpunktthema

Transhumanismus und Selbstachtung

Franz Josef Wetz

Wenn uns nichts und niemand mehr sagt, wer wir sind, müssen wir selbst bestimmen, wer wir sein möchten. In der Frage, was der Mensch ist, muss zwischen seiner metaphysischen und biologischen Natur unterschieden werden. In der abendländischen Kulturgeschichte gab es mehrere Vorstellungen von der metaphysischen Wesensnatur des Menschen. Sahen die einen im Menschen einen Teil der göttlichen Weltvernunft, würdigten die anderen ihn als Ebenbild Gottes. Wieder andere beschrieben ihn als ein aus der Natur herausgehobenes Geistwesen. Hier wie dort glaubte man, dass sich aus dem, was der Mensch sei, ableiten lasse, was er zu tun habe.

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Porträt Viola Schubert-Lehnhardt
Schwerpunktthema

„Wo bleiben Autonomie, Freiwilligkeit und Authentizität des Menschen bei einem solchen Menschenbild?“
Gespräch mit Viola Schubert-Lehnhardt über Human Enhancement

Viola Schubert-Lehnhardt und Nicole Thies

Nicht nur die Menschen, die mit Science Fiction aufgewachsen sind, und die Welt der Borgs, Datas und Co. mochten, haben sich Gedanken über Optimierung menschlicher Fähigkeiten durch Technik gemacht. Täglich erfahren Menschen ihre Grenzen. Der Drang nach Optimierung fängt schon beim Immunsystem an. Was genau meint „Human Enhancement“? Wohin steuert die Medizin? Nicole Thies sprach für die die MIZ mit der Medizinethikerin Viola Schubert-Lehnhardt über die Definition, die Debatte und ihre Einschätzung der Problematiken.

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Zwischen Mensch und Maschine - Wohin steuert Künstliche Intelligenz, Foto: pixabay.com
Schwerpunktthema

Transhumanismus und Künstliche Intelligenz

Jürgen Beetz

Es hat den Anschein, als lebten wir in einem Zeitalter der Konfrontation und der Polarisierung. In vielen Bereichen treffen extrem gegensätzliche Meinungen aufeinander. Auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) ist es auch so. Die einen erhoffen sich von ihr die Lösung aller Probleme der Menschheit, die anderen sehen darin deren Untergang.

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Jesuiten traten primär als konfuzianische Gelehrte auf und drangen so bis in die kaiserliche Machtzentrale im Hof von Peking vor, Fotos: pixabay.com
Schwerpunktthema

Serie: Aufklärung /// Christian Wolff und der Atheismus in China

Axel Rüdiger

Vor 300 Jahren, am 12. Juli 1721, hielt der Philosoph Christian Wolff (1679-1754) an der Universität Halle anlässlich der Übergabe des Prorektoratsamtes eine denkwürdige „Rede über die praktische Philosophie der Chinesen“, die bis heute nicht nur unter Aufklärungsforschern bekannt ist, da sie einem kapitalen Atheismusstreit provozierte und als „Signal der Aufklärung“ (Michael Albrecht) gilt. Nach Denunziation durch die halleschen Theologen und zweijährigem Streit musste Wolff schließlich die Universitätsstadt und das Land Preußen am 8. November 1723 auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. „binnen 48 Stunden […] bey Strafe des Stranges“ verlassen.

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Das neue Gesetz ist auch eine Reaktion auf die islamistischen Attentate, die Frankreich seit dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo erschüttern, Foto: pixabay.com
Schwerpunktthema

Wie Universalismus schief geht
Ein Gesetz soll der französischen Republik Respekt sichern

Bernard Schmid

Kant bestimmt Aufklärung in seinem berühmt gewordenen Text Was ist Aufklärung? als Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Aus dieser Bestimmung folgen Fragen. Alle Menschen sind vernünftige Wesen, d.h. sie können durch öffentliches Räsonieren allgemeine Einsichten miteinander teilen, sich mündig äußern, gemeinsam ihre Vernunft gebrauchen und sich verständig verhalten. Warum sind die Menschen in der Vergangenheit unmündig gewesen? Warum äußern und verhalten sie sich jetzt nicht mündig?

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Kritikabwehr in Form von Hetze gegen säkulare Mi­grantinnen: Insta­grammerin Kaputtzig wirft den Autorinnen des Buches Ich will frei sein, nicht mutig vor, „rassistische, antimuslimische Kackscheiße“ geschrieben zu haben. In dem Sammelband ging es um die massive sexuelle Gewalt gegen Frauen in der Silvesternacht 2015. Dass die Autorinnen forderten, die Debatte darüber erneut aufzunehmen, und einige die These vertraten, dazu sei es auch notwendig, sich mit dem islamischen Patriarchat auseinanderzusetzen, war für viele linke Identitäre nicht akzeptabel. Auch Kaputtzig überschüttete die Autorinnen auf Instagramm mit teils erfundenen Vorwürfen. Auf die Aufforderung hin, ihre Behauptungen zu belegen und zu begründen, antwortete sie knapp, dass sie dafür jetzt keine Zeit habe.
Schwerpunktthema

Strohmann-Argumente
Wie sich eine Kritikerin an einem holzschnittartigen Säkularismusbild abarbeitet

Gunnar Schedel

Wenn an gesellschaftlichen Folgen konservativer islamischer Vorstellungen Kritik geübt wird, lässt die reflexartige Reaktion meist nicht lange auf sich warten. Alleine die Tatsache, dass die Religion einer (aus eurozentristischer Perspektive) Minderheit Gegenstand der Kritik ist, führt zur Diskreditierung des Vor­gebrachten sowie der gedanklichen Grundlagen.

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Die Justitia trägt die Waage und die Augenbinde - Zeichen der Neutralität, Foto: Nicole Thies
Schwerpunktthema

Brauchen wir Neutralitätsgesetze?
Auf der Suche nach einer modernen Religionspolitik

Redaktion MIZ

Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) 
hat eine Initiative gestartet, um eine Debatte über ein bundesweites Neutralitätsgesetz (bzw. ein Rahmengesetz dazu) in Gang 
zu bringen. Rechtzeitig vor der Bundestagswahl hat er die Par­teien angeschrieben und um Anregungen gebeten, wie in Deutsch­land zukünftig die weltanschauliche Neutralität des Staates gewähr­leistet werden könnte.

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Menschen ziehen es oft vor, unmündig zu bleiben und ihrem Denken „Fußschellen“” anzulegen, Foto: CC0 / pixabay.com
Schwerpunktthema

Serie: Aufklärung /// Der Zeitkern der Aufklärung

Alex Demirović

Kant bestimmt Aufklärung in seinem berühmt gewordenen Text Was ist Aufklärung? als Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Aus dieser Bestimmung folgen Fragen. Alle Menschen sind vernünftige Wesen, d.h. sie können durch öffentliches Räsonieren allgemeine Einsichten miteinander teilen, sich mündig äußern, gemeinsam ihre Vernunft gebrauchen und sich verständig verhalten. Warum sind die Menschen in der Vergangenheit unmündig gewesen? Warum äußern und verhalten sie sich jetzt nicht mündig?

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„Ungeziefer“? Kultusminister Falk vertreibt Jesuiten und andere Orden aus Deutschland, in: Berliner Wespen, 21.5.1875
Schwerpunktthema

In sieben Schritten den „Kulturkampf“ (1871-1887) verstehen

Olaf Blaschke

Aus den Schulbüchern ist uns der Kulturkampf als Konflikt zwi­schen Staat und Kirche in Erinnerung. Gerne wird er personalisiert als Streit, den Reichkanzler Otto von Bismarck vor 150 Jahren mit Pius IX. und der Zentrumspartei entfesselte. Erzählt wird er standardmäßig entlang der Gesetze und Maßnahmen, die auf die katholische Kirche zielten. Darauf indes sollte er nicht reduziert werden. Inzwischen betrachtet ihn die Forschung nicht mehr nur aus politikgeschichtlicher Warte, sondern erkennt ihn als weitaus vielschichtiger. Insgesamt lassen sich sieben Konfliktdimensionen unterscheiden. Durchwandern wir diese Ebenen in sieben Schritten, gewinnen wir ein differenziertes Verhältnis des Kulturkampfes.

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Porträt Christoph Antweiler, Foto: privat
Schwerpunktthema

„Menschen leben nicht in verschiedenen Welten, sondern verschieden in der einen Welt“
Ein Gespräch mit Christoph Antweiler über die Begriffe Kultur 
und Kulturkampf

Redaktion MIZ und Christoph Antweiler

Kulturkampf ist ein nicht selten genutzter Begriff. Er findet oft dann Anwendung, wenn Meinungsbilder und Einstellungen oder Sozialisation und Lebensweisen im Widerspruch zueinander beschrieben werden sollen. Was meint Kultur? Was will ein „Kampf der Kulturen“ heraufbeschwören oder wie ist ein „Kampf um Kultur(en)“ oder Identität(en) zu verstehen? Dazu sprach die MIZ mit dem Ethnologen Christoph Antweiler.

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Cover MIZ 2/15 Sonderheft
Schwerpunktthema

Aus dem Maschinenraum
Im 50. Jahr ihres Erscheinens reflektieren ehemalige Redakteure und eine gegenwärtige Redactrice über 
die Zukunft der MIZ

Redaktion MIZ

Einmal im Jahr trifft sich die MIZ-Redaktion und plant: die näch­sten Schwerpunkte, die mittelfristige inhaltliche Ausrichtung, das Verhältnis von Heft und Webseite. Dazu werden dann oft auch ständige Mitarbeiter oder Aktivistinnen aus der Zeitschrift nahestehenden Verbänden eingeladen. Die letzten beiden Redak­tionstreffen fanden hingegen als Videokonferenzen statt. 
Und es zeigte sich: das „Tagesgeschäft“ lässt sich auf diese Weise gut besprechen, aber die Funken, die einen gemeinsamen kreativen Prozess ausmachen, sprühen nur sehr verhalten.

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Johann Gottfried Herder (1744-1803), Gemälde von Anton Graff, 1785
Schwerpunktthema

Serie: Aufklärung /// Herder – Wegbereiter des liberalen Protestantismus

Gerhard Rampp

Auf den ersten Blick ist es erstaunlich, wie stark die Ideen der Aufklärung von Teilen der lutherischen Kirche im frühen 19. Jahrhundert übernommen wurden, während die katholische Kirche bis zum II. Vatikanischen Konzil (1962-1965) dafür fast völlig taub blieb. Eine bedeutende Rolle bei der Liberalisierung des Protestantismus spielte der Theologe, Dichter und Philosoph Johann Gottfried Herder.

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Der SED-Staat befand sich auf protestantischem Kernland. Hier hatte Martin Luthers Reformation 1517 ihren Anfang genommen, Foto: © pixabay.com
Schwerpunktthema

Kirche für andere
Protestantismus in der DDR

Karsten Krampitz

Um es gleich vorwegzunehmen: Hat es die DDR-Kirche, speziell den BEK, den Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR, überhaupt gegeben? – Zumindest kirchenrechtlich wurde diese Frage nach der deutschen Wiedervereinigung aufgeworfen: Im Auftrag des Kirchenamtes der EKD legte Ende August 1990 der Tübinger Kirchenrechtler Martin Heckel ein Gutachten vor, wonach die EKD-Mitgliedschaft der DDR-Landeskirchen niemals aufgehört hatte, sie hatte lediglich geruht.

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Schwerpunktthema

Das Frauenleben

Ursula Schröter

… hatte sich in den 40 DDR-Jahren mehr verändert als das Männerleben. Deshalb waren die Unterschiede zwischen Ostfrauen und Westfrauen groß, als sie sich 1990 gegenüberstanden und die Hände hätten reichen können. Im Osten gab es weder die hauptamtliche Hausfrau noch „gewollte Kinderlosigkeit“ in statistisch ernst zu nehmendem Maße. Ostfrauen trugen Ende der 1980er Jahre zu 47 Prozent zum Haushalteinkommen bei, Westfrauen zu 18 Prozent.1

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Schwerpunktthema

Kirchen und Wiedervereinigung
Allgemeine Hinweise zum Einigungsvertrag von 1990

Gerhard Czermak

Der „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung der Einheit Deutschlands“ vom 31. August 1990 (Unterzeichnung) bedeutete den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland nach Art. 23 GG und damit die staatsrechtliche Wiederherstellung der deutsche Einheit. Als Datum des Eintritts der Wirksamkeit wurde der 3.10.1990 festgesetzt. Vorangegangen waren nur acht Wochen Vertragsausarbeitung in nur vier Verhandlungsrunden – eine beachtliche Leistung.

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Schwerpunktthema

Keine Chance
Die Konfessionslosenverbände blieben 1990 ungehört

Gunnar Schedel

Als 1990 die beiden deutschen Staaten zu einem zusammengefasst wurden, ahnte nicht nur die MIZ-Redaktion, dass dem größer gewordenen Deutschland ein Pfaffenhut übergestülpt werden würde – sprich: dass das System der Privilegien für die Religionsgemeinschaften auch auf jene Gebiete übertragen werden würde, in denen vornehmlich Konfessionslose lebten. Und dass diese ebenso wie die dort lebenden Christen nicht gefragt werden würden, ob sie das denn wollten. Dass es damals nicht gelang, dem etwas erfolgreich entgegenzusetzen, hatte verschiedene Ursachen.

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Olympe de Gouges, die die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ der Nationalversammlung vorlegte, wurde später vom Patriarchen Maximilien de Robespierre hingerichtet, Abb.: © Alexander Kucharski / CC BY-SA 4.0 / Bonarov
Schwerpunktthema

Serie: Aufklärung /// Unfreiheit, Ungleichheit, Brüderlichkeit
Männliche Angst vor der Weibergesellschaft

Hanna Vatter

Über den blinden Fleck der Aufklärung zu schreiben, bedeutet die bürgerliche Revolution als ihr Versagen zu bezeichnen. Wenn wir uns aktuell fragen: Warum richten die Menschen ihre Reproduktionsbedingungen zugrunde? Warum kündigt die Rechtstendenz in Europa unheilvoll von einer autoritären Wende? Dann ist aus feministischer Sicht darauf so zu antworten: Die Aufklärung ist gescheitert, weil das Patriarchat während der 200 Jahre andauernden ursprünglichen Akkumulation hartnäckig und schlussendlich erfolgreich emanzipatorische, nicht selten weibliche Bewegung einhegte.

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Schwerpunktthema

Das Virus und der Glaube
Wie Religiosität eine Pandemie begünstigt hat

Frank Welker

Das Coronavirus hat in beispielloser Rücksichtslosigkeit die Schwächen einer global vernetzten Menschheit aufgedeckt. Wo früher ein umgefallener Reissack in China eben ein umgefallener Reissack in China war, kann heute in der Weltrisikogesellschaft ein regional begrenztes Ereignis in Rekordgeschwindigkeit zu einer globalen Katastrophe führen. Die Religion hat sich dabei als Brandbeschleuniger erwiesen.

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Schwerpunktthema

Das Virus der Verschwörungstheorie

Bernd Harder

5G, Neue Weltordnung, Impf-Diktatur: In der Corona-Krise ver­binden sich bislang voneinander losgelöste Mythen und Narrative zu einer großen Erzählung – von einer Verschwörung gegen das Volk, von einem Schlag gegen die Demokratie.

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Schwerpunktthema

Wenn wir nichts ändern, wird es ungemütlich

Daniela Wakonigg

Die aktuelle Corona-Pandemie ist nur ein Beispiel für eine gefähr­liche Krankheitswelle, die auf unseren ausbeuterischen Umgang mit Tieren und Umwelt zurückzuführen ist. Weitere werden mit hoher Wahrscheinlichkeit folgen, warnt die Wissenschaft. Höchste Zeit, unser Verhältnis zur Natur zu überdenken und diesem Denken auch Taten folgen zu lassen.

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Schwerpunktthema

Serie: Aufklärung /// Zur Verwissenschaftlichung von Judenfeindschaft durch die Aufklärung

Dieter Fauth

Die Epoche der Aufklärung hat unschätzbaren Wert für unsere heutige Gesellschaft. Trotzdem sollte ein kritischer Blick möglich sein. Im Folgenden wird die These entfaltet, dass die Aufklärung nicht nur Kraft zur Überwindung von Judenfeindschaft geboten hat. Ja, wer sich seines Verstandes bedient, die UN-Menschenrechtscharta oder das Grundgesetz Deutschlands als Ausfluss auch der Aufklärung ernst nimmt, muss die Gleichheit aller Menschen und ein Diskriminierungsverbot von Menschen insbesondere wegen ihrer Herkunft, Religion, etc. achten. Aber die Aufklärung hat auch viel zur Verwissenschaftlichung von Judenfeindschaft beigetragen.

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Schwerpunktthema

„… dass das Thema der Kunstfreiheit Teil einer viel größeren Debatte ist“
Gespräch mit Wolfgang Ullrich über die Kunst- und Meinungsfreiheit und Moral

Wolfgang Ullrich und Nicole Thies

Freischaffende Künstler*innen sind Teil des Kulturbetriebes. Sie und ihre Kunstwerke sind demnach Teil von Kulturpolitik. Denn mit Kunst lässt sich Politik machen und Politik hat Kunst für ihre Zwecke schon immer genutzt. Derzeit lässt sich beobachten, dass die Kunstfreiheit der Meinungsfreiheit in öffentlichen Debatten den Rang abläuft. Gerade die politische Rechte hat den Begriff Kunstfreiheit für Ihre Zwecke neu entdeckt. Die MIZ sprach mit dem Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich | ideenfreiheit.de über seine Einschätzung.

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Schwerpunktthema

Rechter Kulturkampf
Die Kulturpolitik der AfD

Manuela Lück

Im Jahr 2013 hat mit der Alternative für Deutschland (AfD) eine neue rechtspopulistische Partei die politische Bühne der Bundes­republik betreten und das Parteiensystem verändert. Die AfD ist im 
Europaparlament, im Bundestag und mittlerweile in allen Landes­parlamenten vertreten. Auch wenn früh radikale Tendenzen sicht­bar waren, gab sich die AfD zu Beginn ihres politischen Wirkens 
noch als bürgerlich-konservative und eurokritische Partei mit 
wirtschaftsliberalem Anspruch. Nach mehreren Phasen der 
Radikalisierung ist die AfD heute in weiten Teilen eine rechts­extreme Partei, die völkische und nationalistische Positionen vertritt, und einzelne Mitglieder, Vereinigungen und Strömungen wie der sogenannte „Flügel“ inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

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Schwerpunktthema

Ein Kreuz auf dem Humboldtforum

Redaktion MIZ

Die Tageszeitung (taz) nannte es einmal das „vermeintlich größte Vorzeigekulturanliegen der Bundesrepublik“: das Humboldtforum im Berliner Schloss. Auf ein Projekt von solcher Bedeutung sind viele Augen gerichtet, es wird auch international zur Kenntnis genommen und es wird das Stadtbild in Berlin Mitte mitprägen. Folglich ist die bauliche Gestaltung keine architektonische Angelegenheit – jedenfalls nicht nur. Der Bau und die vorher­gehenden Debatten verraten etwas über die in der Republik vorherrschenden kulturpolitischen Vorstellungen.

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Schwerpunktthema

Serie: Aufklärung /// „Vielleicht leben wir eher in einer Parodie, einem Zerrbild der Aufklärung“
Ein Interview mit dem Philosophiehistoriker Philipp Blom

Philipp Blom

Seit geraumer Zeit wird von links-identitären Strömungen zum Teil harsche Kritik an der historischen Aufklärung geübt. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur der, salopp formuliert, Vorwurf, es habe sich um eine Angelegenheit „alter weißer Männer“ gehandelt. Ihr Denken habe maßgeblich zur Zerstörung anderer Kulturen beigetragen und verschweige bis heute die daraus resultierenden Rassismen im globalen Norden. Auch hätten ihre Vordenker_innen nie den von ihnen ausformulierten universalistischen Anspruch eingelöst. Im zweiten Teil unserer Artikelserie zum Thema Aufklärung sprach die MIZ mit dem Historiker und Schriftsteller Philipp Blom über die Aufklärung, ihre Vertreter_innen, die blinden Flecken und die Rolle der Aufklärung in der heutigen Zeit.

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Bereits die Alten Griechen zweifelten am Wahrheitsgehalt religiöser Vorstellungen, Foto: Pixabay
Schwerpunktthema

Aufklärung & Kritik als zentrale Komponenten alteuropäischer Identität

Hermann Josef Schmidt

Angesichts modischen Geredes, Europa sei in ausschlaggebender Weise determiniert durch seine christlich-jüdische Prägung, kann nicht oft genug wiederholt werden, dass, wie seit vielen Jahrzehnten bekannt und längst aufgearbeitet,1 die für europäisches Denken sowie spezifische europäische Identität entscheidenden Quellen historisch bei weitem früher, nämlich im 8. bis 5. Jahrhundert vor unserer kuriosen Zeitrechnung, und geographisch im großgriechischen Kulturraum zwischen der kleinasiatischen Mittelmeerküste und Unteritalien sowie Sizilien anzusetzen sind.

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Schwerpunktthema

Die anderen Deutschen

Horst Groschopp

Bundesbürger „alt“ sind gewöhnlich wenig interessiert am Alltag der Ostdeutschen und noch weniger an dem in der DDR. Warum auch, schließlich gab es keine Wiedervereinigung, sondern den Beitritt der DDR zum Geltungsgebiet des Grundgesetzes. Wer kommt, muss sich an die Gepflogenheiten halten. Seitdem gilt der ostdeutsche Mensch ganz allgemein als unvollkommener, noch nicht richtig entwickelter westdeutscher. Worin „Lebensleistungen“ der „Ossis“ bestehen könnten, wird durch die allgegenwärtige Diktaturgeschichte und die anhaltende Delegitimation des durch Beitritt untergegangenen Staates vernebelt. Wegen des in übergroßem Maß ausgeprägten Atheismus kommt noch das Urteil „kulturlos“ hinzu.

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Schwerpunktthema

Christenverfolgung in der DDR?
Staat und Kirche im SED-Staat

Karsten Krampitz

Die politischen Strukturen in der DDR waren nie dafür gedacht, dass in ihnen eines Tages Menschen zusammenkommen, um mit­einander kritische Fragen zu diskutieren. Diese Aufgabe fiel 
in den 1980er-Jahren den evangelischen Kirchen zu; daran sind 
sie gewachsen, aber auch gescheitert. Die evangelischen Kirchen­gemeinden boten den Friedens-, Umwelt- und Menschenrechts­gruppen einen Raum zur Organisation, zur Diskussion und zur Selbstfindung. Die Kirche selbst fungierte aber nur als Dolmetscher im Konflikt mit dem SED-Staat. Dass ihre Vermittlung am Ende innerhalb der DDR-Strukturen vergeblich war, ist wohl zuerst darauf zurückzuführen, dass man es mit einem Staat zu tun hatte, 
der Probleme, die in der Kirche ausgesprochen wurden, als Prob­leme der Kirche gesehen und behandelt hat.

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Schwerpunktthema

„… dass ich erst weiß, wohin ich gehe, wenn ich weiß, woher ich komme“
Eine subjektive Sicht auf die DDR, die Rolle der Kirche 
und Religion in der DDR

Jutta Jahn und Nicole Thies

In dem Jahr des Mauerfalls feierte die DDR ihr 40-jähriges Bestehen. 40 Jahre haben Menschen Alltag erlebt, berufliche Laufbahnen eingeschlagen, Familien gegründet und Kinder erzogen etc. und zwar in einem „System“ oder besser in einer Gesellschaft, die anders organisiert war als in der BRD. Die politische Idee der DDR organisierte nicht nur Bildung, Geschichtsschreibung und Politik anders und in vielen Bereichen doktrinärer, sondern insbesondere den Alltag der Menschen. Bildung und Sprache wurde geprägt von anderen Worten, nicht nur von Neologismen wie „Antifaschistischer Schutzwall“, sondern u.a. bekamen die Worte Humanismus und Solidarität einen anderen Stellenwert und Bedeutung. Für die MIZ sprach Nicole Thies mit der Kunstwissenschaftlerin Jutta Jahn über die Rolle der Kirchen im Alltag und in der Gesellschaft.

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Schwerpunktthema

„Wissenschaftlicher Atheismus“
Zur Geschichte eines „wetterwendisch“ behandelten Unterrichtsfaches in der DDR

Viola Schubert-Lehnhardt

„Wissenschaftlicher Atheismus“1 – so hieß in der DDR ein Unterrichtsfach an vielen Universitäten – dessen wechselnde Geschichte hier kurz skizziert werden soll. Dabei geht es nicht um Debatten, ob dieser Begriff korrekt war oder besser Begriffe wie Religionskunde, Religionssoziologie o.ä. hätten verwandt werden müssen, sondern um die teilweise skurril anmutende Verflechtung dieses Faches mit der aktuellen Tages-/Kirchenpolitik der DDR.

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Ketzertag in Dortmund 2019, Foto: Daniela Wakonigg
Schwerpunktthema

Ketzertag – auf dem Weg zum Erfolgsmodell

Daniela Wakonigg

Ketzertage verstehen sich als kritische Gegenveranstaltungen zu Kirchentagen. 2018 fand in Münster parallel zum dortigen Katholikentag der erste Ketzertag statt, im Juni dieses Jahres in Dortmund der zweite während des Evangelischen Kirchentags. Der „Ketzertag“ hat das Potential, eine reguläre Gegenveranstaltungsreihe zu Kirchentagen zu werden.

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Porträt Konny G. Neumann
Schwerpunktthema

„Trennung von Staat und Kirche, humanistische Werte, Verständigung“
Gespräch mit Konny G. Neumann über den 
Deutschen Humanistentag 2019

Redaktion MIZ und Konny G. Neumann

Seit einiger Zeit gibt es Humanistentage. Das sind Großveranstal­tun­gen mit Vorträgen, Diskussionen und Kulturprogramm, auf denen die humanistische Szene sich trifft und humanistische Themen bespricht. Dieses Jahr findet der Deutsche Humanistentag (DHT) in Hamburg statt. Mit einem der Organisatoren, Konny Neumann, der zugleich Sprecher des DHT 2019 ist, unterhielt sich MIZ über die Kernaussagen, die Veranstalter und die Unterschiede zum Kirchentag.

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Schwerpunktthema

Kirchentage: Staatlich finanzierte Glaubensfeste

Redaktion MIZ

Die Geschichte der Kirchentage reicht in Deutschland zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Erst seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg findet in Deutschland jedoch regelmäßig in jedem Jahr jeweils ein katholischer oder evangelischer Kirchentag statt – in ungeraden Jahren ein Evangelischer Kirchentag, in geraden Jahren ein Katholikentag und gelegentlich auch ein ökumenischer Kirchentag. Die Kirchentage werden in wechselnden deutschen Städten und Regionen veranstaltet.

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Schwerpunktthema

Den Wind kränken

Arnab Goswami

Was ist der berühmteste Mythos, der je erschaffen wurde? Tja, das ist eine wirklich schwierige Frage. Je nachdem, wen man fragt, reicht die Bandbreite der Antworten von Gotham über Gott zu Atlantis und bis hin zur Apokalypse. Lasst es mich anders formulieren: Was ist der größte, von den Medien erschaffene Mythos, der euch je untergekommen ist? Immer noch zu vage? Dort wo ich lebe, ist die Antwort einfach: Bangladesch ist ein säkularer Staat.

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Schwerpunktthema

Die Reise zur freien Meinung

Durba Zahan

Schreiben lag mir schon immer am Herzen, gerade beim Schreiben fühlte ich mich sehr geborgen. Ich wollte damit nicht die Welt verändern, offen gesagt war es meine Absicht, meine Gedanken mitzuteilen und eine konstruktive Diskussion anzuregen. Und ich wollte nicht, dass meine Denkanstöße aus einer religiösen Sicht bewertet oder gar verurteilt werden. Vor allem sollten in einem ‘säkularen’ Staat alle Menschen über das Recht verfügen, sich selbst ohne jegliche Furcht vor Repression auszudrücken. Ich habe mir nie erhofft, das Leben der Menschen mit meinen Texten zu verändern, allerdings änderten sie den Lauf meines Lebens.

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Schwerpunktthema

Bedrohung als Dauerzustand –Säkulare Medienschaffende in Bangladesch

Rainer Ponitka

Der Internationale Bund der Konfes­sionslosen und Atheisten (IBKA) ist seit dem Jahr 2001 über die beklagenswerte Menschenrechtslage in Bangladesch informiert; im Jahr 2002 verlieh er seinen damaligen Erwin-Fischer-Preis der bangladeschischen Schriftstellerin und Ärztin Taslima Nasrin, die ihre Heimat 1994 aufgrund eines Mordaufrufs verlassen musste und seitdem im Exil lebt.

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Schwerpunktthema

„Eine wissenschaftliche Erforschung 
der geistigen Welt“
Anthroposophie zur Einführung

Ansgar Martins

Anthroposophie – berichtet ihr Erfinder Rudolf Steiner (1861–1925) – „ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum 
Geistigen im Weltenall führen möchte“.1 Es geht also zunächst um zweierlei „Geistiges“: im „Menschenwesen“ und im „Weltenall“. Anthroposophie ist der „Erkenntnisweg“, der dem menschlichen Geist bewusst machen soll, dass auch das All geistig ist. Entspre­chend heißt Steiners Gegner „Materialismus“, worunter er vor allem die Leugnung des allumfassenden Geistes versteht. Die Mission der Anthroposophie besteht darin, „den Materialismus“ zu überwinden und die Menschheit in ein neues, spirituelles Zeitalter zu geleiten.

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Das Goetheanum in Steiners Sterbeort Dornach (Schweiz) ist der Sitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, die bis heute an die Verbreitung von Steiners antiintellektueller Agenda arbeitet. (Foto: © CC0 Public Domain/pixabay.com)
Schwerpunktthema

Von Seelenmumien und Christusbewusstsein
Antiintellektualität in der Anthroposophie

Ann-Kathrin Hoffmann

Mit der Gründung der ersten Waldorfschule vor 100 Jahren ist Rudolf Steiner angetreten, ein Gegenmodell zur materialistischen Gesellschaft und eine heilende Antwort auf die Entfremdung und „leere Rationalität“ seiner Zeit anzubieten. In der Analyse seines Intellektualitätsbegriffs zeigt sich einerseits, wie untrennbar die weltanschaulichen, erkenntnistheoretischen und pädagogischen Vorstellungen in der Anthroposophie miteinander verwoben sind. Andererseits offenbart sich darin, dass Steiner mit seiner „Geisteswissenschaft“ weniger ein Prophet als Kind seiner Zeit war.

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Die sog. Stuttgarter Erklärung von 2007 ist einer der wiederkehrenden Versuche, die Waldorfschulen der Öffentlichkeit als frei von Rassismus zu präsentieren.
Schwerpunktthema

Waldorfschulen – Erfolgsmodell mit Schattenseiten

André Sebastiani

In diesem Jahr feiern die Waldorfschulen den hundertsten Jahres­tag der Gründung der ersten Schule mit anthroposophischem Unter­richtskonzept in Stuttgart durch den Direktor der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, Emil Molt. Auf Bitten Molts übernahm Rudolf Steiner, der, von einer Tätigkeit als Hauslehrer abgesehen, keinerlei pädagogischen Hintergrund hatte, die Ausbildung und Beratung des Lehrerkollegiums der ersten Waldorfschule. Die Waldorfschulen begehen ihr Jubiläum geradezu euphorisch, mit zahlreichen Aktio­nen und Veranstaltungen. Sie blicken mit Stolz auf das zurück, was ihrer Meinung nach eine einzige Erfolgsgeschichte ist.

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Schwerpunktthema

Störungen des Mondorgans

Colin Goldner

Die anthroposophische Heilkunde ist untrennbar mit der Figur ihres Begründers, des Okkultfunktionärs Rudolf Steiner (1861–1925), verbunden. Schon in früher Kindheit, wie die Legende es formuliert, sei Steiners „primäre Erfahrung die der Welt des Seins hinter der sinnlichen Welt“ gewesen. Als junger Erwachsener entwickelte er Symptome, die, aus heutiger psychiatrischer Sicht, auf den Beginn einer schizoiden Persönlichkeitsstörung hinweisen. Die von ihm ab Anfang der 1920er entwickelten Vorstellungen einer „geisteswissenschaftlichen“ Heilkunde sind, wie auch seine sonstigen Beiträge zu Pädagogik, Psychologie, Kunst, Philosophie und anderem, durchzogen von Ideen und Begrifflichkeiten, die sich ihm in „mystischer Schau“ offenbart hätten. Steiners Vorstellungen stehen in diametralem Widerspruch zu den Erkenntnissen der modernen Naturwissenschaft.

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Schwerpunktthema

Anthroposophie und (Anti-)Impfen

Natalie Grams

Ärztinnen und Ärzte, die die anthroposophische Medizin anwen­den, würden sich selbst wohl nicht als „Impfgegner“ bezeichnen – und doch raten sie oft vom Impfen ab. Das bewährte Impfschema der zuständigen Experten der Ständigen Impfkommission (STIKO) lehnen sie ab. Sie bevorzugen ein eigenes, individuelles Impf­schema, die sogenannte „eigenverantwortliche Impfentscheidung“, deren hauptsächlicher Proponent der der Anthroposophie nahe­stehende Verein Ärzte für eigenverantwortliche Impfentscheidung ist.

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Schwerpunktthema

Adolph Hoffmann und die Staat-Kirche-Trennung 1918/19

Horst Groschopp

In den beiden großen deutschen Revolutionen 1848/49 und 1918/19 wirkten Freireligiöse und Freidenker als führende Akteure. Diese Tatsache ist weitgehend unbekannt. Das hängt erstens mit ungenügender Geschichtsarbeit der freidenkerischen Nachfolgeorganisationen zusammen; zweitens zeigt diese Leer­stelle, dass solche Zusammenhänge nicht zu den Themen der deutschen Geschichtsforschung gehören. Es gibt aber noch einen dritten Grund. In biographischen Studien wird in der Regel wenig wert auf die Verankerung der Personen in der Freidenkerbewegung gelegt – als schade dies noch rückwirkend dem Leumund.

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Schwerpunktthema

Was hat die Novemberrevolution 1918 den Frauen gebracht?

Gisela Notz

Die Novemberrevolution brachte den Frauen nach langem Kampf das Wahlrecht. Das jedenfalls wird in diesem 100-jährigen Jubiläumsjahr der Novemberrevolution überall gefeiert. In der Erklärung des Rates der Volksbeauftragten, der im Zuge der revolutionären Ereignisse nach dem Ersten Weltkrieg ab 10. November 1918 die höchste Regierungsgewalt inne hatte und zu diesem Zeitpunkt aus Vertretern der Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) und Mehrheitssozialdemokraten (MSPD) bestand, an das deutsche Volk vom 12. November 1918 hieß es eindeutig: „Alle Wahlen zu öffentlichen Körperschaften sind fortan nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht (…) für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen.“

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Schwerpunktthema

Der Kampf um den weiblichen Unterleib

Daniela Wakonigg

Bis heute ist es in Deutschland weder legal abzutreiben noch über Schwangerschaftsabbrüche zu informieren. Beides ist lediglich unter bestimmten Bedingungen straffrei. Hinter diesen Regelungen steckt ein Frauenbild, das den Kampf von Frauen um ihre Autonomie von Anfang an begleitet hat und das heute durch das Erstarken rechtsklerikaler Kreise neuen Aufwind erhält.

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Porträt Nicole Thies
Editorial

„Macht wird eben niemals freiwillig abgegeben“

Nicole Thies

Dieses Heft greift ein Thema auf, das in den letzten Jahren immer wieder in den Fokus geriet: Gender. Die Feuilletons jedweder Zeitungen – egal welcher Couleur – und die sozialen Medien sind zu Schlachtfeldern der erbitterten Fürsprecher_innen und Gegner_innen geworden. Die Angriffe betreffen das Thema Gender als Konzept, Gleichstellungsforschung, Gleichstellungspolitik oder Gleichstellungs­strategien.

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Ein Blick in den Sitzungssaal des Europäischen Gerichtshofes. (Foto: Stefan64 / Wikipedia)
Schwerpunktthema

„Kirchliche Hardliner sehen keinen Veränderungsbedarf“
Ein Gespräch mit Corinna Gekeler über das Kirchliche Arbeitsrecht im Lichte der jüngsten europäischen Rechtsprechung

Redaktion MIZ und Corinna Gekeler

Dass das diskriminierende Kirchliche Arbeitsrecht sich nicht im Einklang mit dem Geist europäischer Rechtsvorschriften befindet, wurde spätestens unverkennbar, als von der Europäischen Kommission die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens geprüft wurde. Denn das deutsche Antidiskriminierungsgesetz (AGG) entspricht in dem einschlägigen Paragraphen über die Kirchen ganz offensichtlich nicht der europäischen Richtlinie. Damals gelang es der Bundesregierung noch, den drohenden Schritt abzubiegen, und alles blieb beim Alten. Jetzt sieht es so aus, als würde der Europäische Gerichtshof (EuGH) mit zwei Entscheidungen dafür sorgen, dass vielleicht doch wieder Bewegung in die Sache kommt.

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Schwerpunktthema

#Luderei /// Die große Verdrängung
Über den Umgang der evangelischen Kirche 
mit ihrer DDR-Geschichte

Karsten Krampitz

Ein Blick auf den Veranstaltungskalender der EKD und die darin enthaltene Fokussierung auf ganz bestimmte Ereignisse offenbart eine geistige Erinnerungslandschaft mit für die evangelische Kirche typischen Fund- und Leerstellen. So wird regelmäßig der Confessio Augustana gedacht, der führenden Reformatoren und freilich auch der Barmer Erklärung, der Bekennenden Kirche und Dietrich Bonhoeffers. Daneben aber finden sich etliche historische Vorgänge und Persönlichkeiten, die keine, erheblich weniger oder auch die falsche Beachtung erfahren. Eine solche Tendenz ist beispielsweise beim Thema „Kirche in der DDR“ zu beobachten.

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Schwerpunktthema

Sein und Wissen – die Untauglichkeit der Religionen
Reichweite und Grenzen der Welterklärungen

Rüdiger Vaas

Kann und soll Religion explanatorisch sein? Sind also Erklärungen im strengen – und nicht nur metaphorischen – Sinn möglich? Wenn nicht, kondensiert Religion zu Anthropologie, Psychologie oder Psychopathologie und ist allenfalls eine obskure Ornamentik. Daher müssen Religionen, die von ihren Gläubige(r)n ernst genommen werden wollen, trotz aller Entmythologisierung auf ein Residuum einer explanatorischen Sonderstellung beharren. Damit geraten sie unweigerlich in Konkurrenz zur Naturwissenschaft und Philosophie. Da diese jedoch keine Letzterklärungen liefern können und wollen (sollten), ist ein ultimatives Verständnis der Welt aussichtslos. Begründet das ein Standortvorteil für Religionen, weil die immerhin den frommen Wunsch nach Universalerklärungen zu erfüllen suggerieren oder aber eine demütige(nde) Beschränkung rechtfertigen?

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Schwerpunktthema

Wunderwunden

Bernd Harder

Franz von Assisi soll der erste Stigmatisierte der Kirchengeschichte gewesen sein. Bis heute behaupten Frauen und Männer, die blutigen Wundmale Christi zu tragen. Was steckt hinter dem seltsamen Phänomen?

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Schwerpunktthema

Geistheilerei
Branche mit Zukunft

Krista Federspiel

Volksheiler und Wender hatten seit je her ihren Platz im Land. Meist nahmen sie eine geringe Spende und machten nicht viel Aufhebens von ihrem tröstenden Angebot. Mundpropaganda sorgte für Kunden aus der Nachbarschaft. Aktuell ist das anders. Wer sich zum Heiler berufen fühlt, posaunt das hinaus, um sich einen Kundenstock aufzubauen und das Geschäft anzukurbeln.

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Schwerpunktthema

Funktionieren abergläubische Rituale wirklich?

Stuart Vyse

Lassen Sie uns annehmen, dass es keine Magie gibt. Ja, sicherlich gibt es Taschenspielertricks, Illusionen und Zaubertricks, aber keine „wirkliche“ Magie. Unter den naturwissenschaftlich denkenden Menschen herrscht darüber Einigkeit. Doch in Bezug auf Aberglaube gibt es eine weitere, weniger offensichtliche Komponente: Natürlich hat Aberglaube keine magische Auswirkung auf die reale Welt, aber gibt es einen psychologischen Nutzen? Kann Aberglaube helfen, schwierige Situationen einfacher zu bewältigen?

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Schwerpunktthema

Was kommt nach der Wahl?
Die religionspolitischen Vorstellungen der Parteien lassen Veränderungen erwarten

Gunnar Schedel

Wenn es um das Verhältnis von Staat und Kirchen bzw. Weltan
schauungsgemeinschaften ging, war bisher klar, dass Wahlpro­gramme eher Bekenntnisse als die Blaupause für künftiges Regierungshandeln enthalten. Vor vier Jahren immerhin wären 
Veränderungen denkbar gewesen, wenn es eine rot-rot-grüne Regierung gegeben hätte; hatten sich doch alle drei Parteien 
eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts auf die Fahnen geschrieben. Diesmal wird es voraussichtlich zu deutlich weit­reichenderen Veränderungen kommen, und zwar unabhängig davon, wer das Rennen macht.

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Schwerpunktthema

„Die Passivität vieler Konfessionsfreier schwächt die Durchsetzbarkeit ihrer Interessen“
Ein Gespräch mit dem Sozialdemokraten Rolf Schwanitz

Redaktion MIZ

Einst war die Sozialdemokratie für die Trennung von Thron und Altar eingetreten, nach dem Godesberger Programm Ende der 1950er-Jahre wurde sie in der öffentlichen Wahrnehmung zur „evangelischen“ Partei. Bis heute tun sich die Genossinnen und Genossen schwer mit Positionen, die auf das Missfallen der Kirchen stoßen. Auch dass nach mehr als einem halben Jahrzehnt die Laizisten in der SPD noch nicht als Arbeitskreis anerkannt sind, deutet auf ein schwieriges Verhältnis der Partei zu den organisierten Konfessionslosen hin.

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Schwerpunktthema

„Wir brauchen einen Dialog mit den säkularen Verbänden“
Ein Gespräch mit Linken-Politiker Rico Gebhardt

Redaktion MIZ

Die Partei Die Linke hat in den vergangenen Legislaturperioden mehrere parlamentarische Initiativen für eine konsequentere Trennung von Staat und Kirche ergriffen. So legte sie 2013 einen Gesetzentwurf für eine Ablösung der Staatsleistungen vor und beantragte 2015 eine Kommission einzusetzen, die die bisher an die Kirchen geleisteten Entschädigungszahlungen für die Enteignungen aufgrund es Reichsdeputationshauptschlusses evaluieren sollte (was von den Grünen unterstützt, der Bundestagsmehrheit aber abgelehnt wurde).

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Schwerpunktthema

„… wären wir in puncto Säkularität in Deutschland ein großes Stück weiter“
Ein Gespräch mit dem säkularen Grünen Walter Otte

Redaktion MIZ

Als Ende der 1980er-Jahre das Thema „Trennung von Staat und Kirche“ von einem baden-württembergischen Kreisverband in die Partei getragen wurde, zeigte sich schnell, dass es auch bei den „Alternativen“ kaum anders zuging als bei den etablierten Parteien: In den Leitungsgremien der Partei gab es massive Widerstände gegen das Vorhaben, die Grünen in dieser Frage zu positionieren.

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Podium 21. Oktober 2017 in Madeburg
Schwerpunktthema

„Mein Körper gehört…“
Reproduktive Selbstbestimmung in der Diskussion

Redaktion MIZ

Vor 25 Jahren beschloss der Bundestag zum Schwangerschafts­abbruch die Fristenlösung mit Beratungspflicht. „Lebensschützer“ rufen alljährlich im September zur Demon­stration in Berlin und in Annaberg-Buchholz (Sachsen) auf. Sogenannte „Besorgte Eltern“ machen Stimmung gegen Sexualpädagogik in Kitas und Schulen. Die Bandbreite der Akteur_innen geht von religiös-fundamentalistisch bis zu konfessionslosen Verfechter_innen konservativer Familien­politiken. Anlass aber auch Grund genug sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung zu diskutieren.

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Schwerpunktthema

„Mein Bauch gehört mir“ – 
oder wem sonst?

Gisela Notz

Das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper war eine der zentralen Forderungen der Frauenbewegungen der 1970er Jahre. Heute wird Selbstbestimmung oft eingefordert, ohne nach der sozialen Bedingtheit der Wünsche zu fragen. In einer auf Zwängen, Ungerechtigkeiten und Konkurrenz beruhenden Gesellschaft kann es keine wirklich freien Entscheidungen geben. Beispiele sind die weitverbreitete und schon zum Standard gewordene Anwendung von Pränataldiagnostik (PND) und die mit Wirkung vom 8. Dezember 2011 erfolgte Legalisierung der Präimplantationsdiagnostik (PID).

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Porträt Nicole Thies
Editorial

Den Konservativen und Reaktionären die Argumente ablaufen…

Nicole Thies

Das selbstbestimmte Leben gilt als eines der wichtigen Ziele in säkularen Kreisen und darüber hinaus. Sexuelle und reproduktiven Selbstbestimmung ist das Recht der Frau, über ihren Körper zu verfügen, und folglich die klare Forderung nach ersatzloser Streichung des § 218 und § 219 StGB, wie auch der IBKA in seinem politischen Leitfaden definiert.

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Schwerpunktthema

„Ich habe keine Lust aufs Patriarchat und eine Gesellschaft ohne Gleichberechtigung“
Ein Gespräch mit Vera Muth über Ehre, Punk und religiöse Kleiderordnungen

Redaktion MIZ

Seit Jahren beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der Frauenrechts­organisation Terre des Femmes mit den Auswirkung religiöser Vorstellungen auf das Leben von Frauen weltweit. In Bezug auf Deutschland forderte die Mitfrauenversammlung im Mai ein Verbot des Kinderschleiers, nun liegt ein Papier vor, das Argumente für ein Verbot der Vollverschleierung zusammenstellt. Eine der Autorinnen ist Vera Muth, die Koordinatorin der GerDiA-Kampagne; sie gibt Auskunft über Motivation und Zielsetzung der AG-Frauen und verteidigt Religionskritik gegen kulturrelativistisch begründete Angriffe.

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Schwerpunktthema

Terre des Femmes: Argumente zur Debatte um die Vollverschleierung

Redaktion MIZ

Terre des Femmes ist eine Frauenrechtsorganisation mit feministischem Leitbild. Sie setzt sich für eine Verbesserung der Lebens­situation von Frauen ein. Dabei gerät auch Religion als eine Ursache der Benachteiligung oder Unterdrückung von Frauen immer wieder in den Blick, ob es nun um Genitalverstümmelung oder Ehrverbrechen geht. Im Folgenden dokumentieren wir auszugsweise die derzeit kontrovers diskutierte Argumentations­hilfe zum Thema Vollverschleierung.

Warum dieses Papier?

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Editorial

Voll verschleiert oder besser getrennt?

Frank Welker

Es war 2012 der glücklose CDU-Bundespräsident Christian Wulff, der in Reaktion auf das Erscheinen von Thilo Sarrazins Buch Deutschland schafft sich ab Folgendes ausführte: „Das Judentum gehört zweifelsfrei zu Deutschland. Das ist unsere christlich-jüdische Geschichte. Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“ Aus einer säkularen Sicht war dies damals schon eine falsche Antwort auf eine ebenso falsche Frage. Denn warum sollte der private Glaube Teil eines Staatsgebildes sein? Es zeichnet einen modernen und offenen Staat ja gerade aus, dass Religion und Staat getrennt sind.

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Schwerpunktthema

Martin Luther – Reformator und Volksverhetzer
Ein Editionsprojekt macht die Hasspredigten des Reformators erstmals für alle verständlich

Bernd Kammermeier

Martin Luther wird derzeit mit bisher nie dagewesenem Aufwand gefeiert. 2008 wurde von der EKD eine Lutherdekade ausgerufen, massiv durch die öffentliche Hand gefördert. Zehn Jahre lang sollte der berühmte Reformator gefeiert werden. Am 31. Oktober dieses Jahres – des Luther-Jahres – findet der Höhepunkt dieses „Jahrzehnts der Erinnerung an Martin Luther“ (Bischof Wolfgang Huber, 2008) statt; Luthers angeblicher Thesenanschlag jährt sich zum 500. Mal. Eigens dafür bewilligte die Politik einen einmaligen Feiertag. Bisher verschlang dieses Mammut-Tourismus-Unternehmen über 250 Millionen Euro allgemeiner Steuergelder.

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Schwerpunktthema

#Luderei /// „Jedermann sei untertan“ – Deutscher Protestantismus
Teil 1: Geschichte wird gemacht

Karsten Krampitz

Schon der Anfang ist frei erfunden, jenes Hammerstakkato an der Kirchenpforte zu Wittenberg, mit dem Dr. Martin Luther am Vorabend zu Allerheiligen anno 1517 den Anbruch der Reformation angekündigt und damit die Papstkirche in ihren Grundfesten erschüttert haben soll. Den Thesenanschlag hat es nie gegeben, dieses Großereignis der Weltgeschichte, das nachweislich zu Luthers Lebzeiten keine Rolle spielte.

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Porträt Nicole Thies
Editorial

Luther ist wieder in aller Munde – das hat Methode

Nicole Thies

Der Reformation wurde seit 2007 mit 
Ausstellungen, Themenreihen in allen Medien, Symposien etc. viel Aufmerk­samkeit und Steuergeld geschenkt. Höhepunkt ist das sog. Luther-Jahr 2017. Die Reformation, nunmehr an eine Person gebunden? Nach den Werbeplakaten zu urteilen: Eine ganze Dekade ist allein einem Menschen gewidmet. Dabei zahlt jede_r Steuerzahler_in für den Tourismushype. Nur weil Personengeschichte nach dem Motto „Große Männer machen große Politik“ sich vermeintlich leichter vermarkten oder verkaufen lässt als komplexer gesellschaftlicher, ökonomischer und sozialer Wandel?

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